Es ist 1951. Während die rauschenden Wellen der Ostsee nicht anders klangen als heute und auch die Sonnenuntergänge nicht hätten schöner sein können als im Jetzt, gab es doch den einen oder anderen Unterschied. Das Strandhotel Zingst war zu diesem Zeitpunkt nicht zu erahnen. Dafür war das Kapitänshaus, die „Knullsche Villa“, als Ort der Begegnung und der Geschichten des Meeres präsenter als je zuvor.
Willi Knull, auch als „Onkel Willi“ bekannt, war ein alter Seemann, der die Segelschifffahrt kannte und viele Meere bereist hatte. In seiner Gastwirtschaft hatte er ein kleines Schiffsmuseum eingerichtet. Hier fanden sich verschiedene Schiffsmodelle, die er selbst gebaut hatte. „Onkel Willi“ erzählte gerne humorvolle Anekdoten aus seinem Seemannsleben und hatte für alles seine Beweise parat. Auch wenn zwischen Dichtung und Wahrheit oft nicht zu unterscheiden war, war „Onkel Willi“ ein Original und fesselte seine Zuhörer mit seinen Geschichten. Und so hatte er für alles seine Beweise: Dass er die Glocken von Vineta gesehen hat, dass er selbst am Meeresgrund gemalt hat. Dass er einmal eine „Aalmutter“ gefangen hat, kann nicht bestritten werden; denn er besitzt ja noch die Kieferknochen, wenn sie der Fachmann auch leicht als das Gebiss eines Hais erkennt. Auch das Gänseei ist da, das ein von ihm gezüchtetes Zwerghuhn gelegt hat. „Onkel Willi“ war ein Original. Wenn er sein Seemannsgarn spinnte, wusste man oftmals nicht zwischen Dichtung und Wahrheit zu unterscheiden.